Impuls 3: Loslassen und Zulassen
Loslassen und Zulassen
Loslassen ist die Chance für uns, von Grund auf Veränderung zu ermöglichen - in jedem Einzelnen, aber auch in der Gesellschaft. Es bedeutet nicht, dass es leicht und schmerzfrei geht. Aber je mehr wir uns diesem inneren Prozess hingeben, desto schneller vollzieht sich der Wandel. Das, was im Außen geschieht, ist nur ein Spiegel für unsere inneren Prozesse.  Kollektiv und für viele Einzelne stürzt gerade vieles ein.  Aber es braucht diese Zerstörung, um das Neue zu schaffen. In Indien stehen dafür die Götter Kali und Shiva. Für einige Menschen ist diese Erneuerung sehr schmerzhaft und viele reagieren mit Widerstand dagegen, projezieren ihre Ängste nach außen und suchen Schuldige. Ängste werden geschürt, Verzweiflung macht sich in vielen breit und leider wird das auch von bestimmten Gruppen ausgenutzt, um einfache vermeintliche Lösungen zu propagieren. Umso wichtiger ist es, achtsam und im Kontakt mit sich selbst zu sein. Sich durch Yoga mit dem eigenen Wesenskern zu verbinden, indem wir alles äußere wenigstens für einen Moment loslassen, kann uns einen unbeschreiblichen inneren Frieden bringen.

Wir können gegen das, was ist, kämpfen. Oder wir können uns ins Ungewisse hineinfallen lassen und einfach nur wahrnehmen, was ist. Aufgeben und loslassen - wenigstens für diesen einen Moment uns hingeben. Das bedeutet wahres Urvertrauen: Sich fallenlassen in dem Wissen, dass man aufgefangen wird. Sterben ist das ganz große Loslassen - und es gehört zum Leben dazu. Der Fluss des Lebens entsteht durch fortwährendes Geborenwerden und Sterben. Einatmen und ausatmen. Wenn wir uns diesem Prozess des Werdens und Vergehens hingeben, erlangen wir Frieden. Was kann ein höheres Ziel im Leben sein, als in Frieden zu sterben? In Frieden mit sich selbst, seinem Leben und der Welt. 

Willst du mitnehmen, was dich nur beschwert?

Was kannst du nicht loslassen und warum? Hast du wirklich die Absicht, es loszulassen, oder ist in dir etwas, was es festhalten möchte?

Es macht keinen Sinn, im Widerstand mit der Vergänglichkeit zu sein. Viele verfallen der Illusion, ewig in diesem Körper zu leben und vergeuden ihre Lebenszeit mit Dingen, die einfach nicht wirklich wichtig und wesentlich sind. Die Angst vor dem Tod ist die Ur-Angst, auf der alle anderen Ängste aufbauen, und somit besteht im innerlichen Zulassen des Sterbens ein großes Heilungspotenzial für Ängste aller Art. In der Totenstellung Shavasana (die Liegeposition am Ende jeder Yogastunde) können wir dieses Loslassen und Zulassen wunderbar üben. 

Wir beginnen die Beckenboden-Yogapraxis immer damit, den Beckenraum genussvoll zu erfahren und dabei immer mehr loszulassen. Das heißt, wir dürfen ganz ins Fühlen eintauchen. Flexible Hüften und Beweglichkeit im Becken sind die Grundlage für einen lebendigen Beckenboden. Denn der Beckenboden wird nur in einer hüftöffnenden Position ausreichend gedehnt. Die Gesunderhaltung der Hüftgelenke durch vielfältige Bewegungen und Dehnungen in alle Richtungen hat im Yoga (und ganz speziell im Beckenboden-Yoga) einen sehr hohen Stellenwert. 

Da in unserem Hüft- und Beckenbodenbereich auch viele Ängste und Emotionen festsitzen, kann es sein, dass du dadurch nicht nur Genuss erfährst, sondern vielleicht auch mit ungeliebten Gefühlen wie z.B. Angst, Scham, Verzweiflung, Ohnmacht oder Wut konfrontiert wirst. Nun geht es darum, diese Emotionen zu fühlen, um die gestauten Energien zu befreien. Je mehr du deine Ängste befreist, desto flexibler können auch deine Hüften und dein Becken werden. Je mehr du dich von deinen Sorgen und Ängsten beherrschen lässt, desto mehr verengt und versteift sich auch dein Beckenraum, weil du innerlich verhärtest. Wenn du sie aber liebevoll umarmst, anstatt dich von ihnen beherrschen zu lassen, können sie sich Stück für Stück auflösen. Wenn du deine Ängste (wie andere Emotionen auch) durch dich durchfließen lässt, kann das dich und dein Becken auf einer tieferen Ebene befreien. Das Wichtigste ist dabei: immer schön atmen! Werde weit - in deinem Beckenraum und in deinem Geist. Liebevolles Wahrnehmen befreit dich. Wenn du mehr darüber lesen möchtest, wie du deine Gefühle zulassen kannst, schau in diesen Blogartikel: https://om-site.com/gefuehle-zulassen/ 

Deine Wahrheit ohne Bewertung anzuschauen heilt dich. Wenn du deinen Ängsten und Sorgen ins Gesicht geschaut hast, gehen sie in der Regel ganz von alleine. Die Meditation "Klarheit im Jetzt" (du findest sie hier in den Bonus-Meditationen) ist eine wunderbare Achtsamkeitsmeditation, dir dir helfen kann, deinen Zustand auf verschiedenen Ebenen achtsam wahrzunehmen und dich dabei nicht darin zu verlieren.